St. Maria und Johannes in Pommersfelden

Direkt neben dem alten Wasserschloss errichtete die evangelische Gemeinde ebenfalls um 1750 ihren Kirchenbau.
Der typisch protestantische Kanzelaltar wurde aus einem Vorgängerbau übernommen, wobei die Renaissance- Kanzel selbst aus dem Jahr 1599 stammt. Die Kirche beherbergt die Gruft der Truchsesse von Pommersfelden, die bis 1710 hier die Herrschaft ausübten. Etwa 200 Menschen finden in dieser Kirche mit ihrer Empore Platz.

 

Geschichte Pommersfeldens

Pommersfelden wurde 1233 als „Bumersfelden” erstmals urkundlich erwähnt. Zu Beginn des 14. Jahrhunderts erscheint es als Sitz jener Familie, in der das Truchsessenamt des Hochstifts Bamberg erblich war. Als Truchsesse von Pommersfelden spielten sie in der Geschichte Frankens bis zu ihrem Aussterben 1710 eine bedeutende Rolle. Als Grundherrn haben sie das Bild des Dorfes geformt und die wirtschaftlichen und religiösen Verhältnisse maßgebend bestimmt.1349 löste Heinrich von Truchseß Pommersfelden von seiner Mutterpfarrei Seußling, (eine der 14 Slawenpfarreien Karls des Großen) und stiftete dort eine eigene Pfarrei. In den Jahren 1550 bis 1558 wurde unter Philipp Truchseß dem Jüngeren die Lehre der Reformation eingeführt. „Die Einwohner von Pommersfelden waren 1550 sämtlich evangelisch geworden. Im Jahr 1556 hat ein sogenannter Praedicant die evangelische Lehre für immer befestigt und 1553 wurde der erste evangelische Pfarrer, Matthäus Caller, eingesetzt.” Ein 1631 durchgeführter Rekatholisierungsversuch blieb erfolglos. Als 1710 der letzte Truchseß von Pommersfelden, Friedrich Ernst, verstarb, fiel Pommersfelden - und damit auch das Patronatsrecht über die Pfarrei - erblich an Lothar Franz von Schönborn, Kurfürst von Mainz und Fürstbischof von Bamberg, „wobei die Untertanen bei der evangelischen Lehre unverrückt und ohne Änderung und Bedrängnis gnädigst belassen werden” mussten (Patronat 1971 aufgelöst). Unter Lothar Franz von Schönborn wurde 1711-1718 Schloss Weißenstein erbaut; durch den Schlossbau kamen katholische Handwerker nach Pommersfelden, die sich zu beiden Seiten des Schlosses ansiedelten. Die konfessionelle Geschlossenheit des Ortes wurde dadurch gebrochen.

Kirchenbau

Die jetzige Kirche ist die vierte an dieser Stelle. Als Pommersfelden 1349 zur Pfarrei erhoben wurde, bestand dort bereits eine kleine Kapelle. Im Laufe des 15. Jahrhunderts wurde sie sehr baufällig und an ihrer Stelle eine neue Kirche gebaut, die der Bamberger Fürstbischof Anton von Rotenhan 1442 weihte. Diese zweite Kirche wurde im Dreißigjährigen Krieg durch Brand zerstört und 1687 unter Dietrich Ernst Truchseß wiederhergestellt. Doch dieser Bau geriet bald in einen schlechten Zustand, so dass unter Pfarrer Johann Friedrich Schäffer 1750-1752 eine neue Kirche errichtet wurde. Der Vorgängerbau musste nahezu vollständig abgetragen werden, viele Einrichtungsgegenstände daraus wurden jedoch in den neuen Bau integriert. Die Finanzierung dieses Bauvorhabens erfolgte durch eine in vielen Gebieten des damaligen Deutschlands durchgeführte Kirchenkollekte, wobei sich vor allem Nürnberg und die Hansestädte durch besonders hohe Spendenleistungen auszeichneten.

1902 erfolgte erstmals eine, aus heutiger Sicht wenig gelungene Renovierung der Kirche. Die gesamte Inneneinrichtung wurde dabei mit hässlicher brauner Ölfarbe überstrichen. 1969 bis 1973 erfolgte eine Außeninstandsetzung, 1985 eine umfangreiche Innenrenovierung, wobei die ursprüngliche Farbgebung nach Befund wiederhergestellt wurde.

Ausstattung

Die Pommersfeldener Kirche verfugt über eine kunsthistorisch wertvolle Ausstattung. Der Kanzelaltar wurde 1694 von Dietrich Ernst Truchseß gestiftet, der zur Ausführung bedeutende Künstler heranzog. Die Bildhauerarbeit führte Johann Georg Götz aus Bamberg aus (eines seiner Hauptwerke ist der Orgelprospekt in St. Stephan in Bamberg, der zu den bedeutendsten barocken Orgelgehäusen in Deutschland zählt). Die farbige Fassung und Vergoldung stammt von dem Bamberger „berühmbten Kunstmalern” Joseph Scheubel dem Älteren (von ihm stammt unter anderem die farbige Fassung der prächtigen Kanzel in Frensdorf sowie die des Hochaltars- der oberen Pfarrkirche in Bamberg). Sehr fein ist die über dem Kanzeldeckel angebrachte Gruppe mit Wappen und Kreuzigung. Über dem geschnitzten Wappen (Truchseß/Aufseß) erhebt sich, bis zur Decke reichend, ein Kruzifix, zu dessen Seite schwebende Engel mit Kelchen das Blut Christi auffangen. Neben dem Kruzifix die Figuren von Maria und Johannes. Die Buchstaben „D E T V V Z P F” über dem Kanzelzugang weisen auf den Stifter des Altars, Dietrich Ernst Truchseß von und zu Pommersfelden, hin. Die Renaissance-Kanzel (1599) mit polygonalem Grundriss ist mit feinen Intarsien geziert. Im Altarraum befinden sich zwei Totenschilder der Truchseße von 1483 bzw. 1552. Unter dem Altarraum liegt die Gruft der Truchseße. An den Emporenbrüstungen befinden sich Bilder im Nazarener-Stil aus dem späten 19. Jahrhundert. Sie stellen Jesus Christus, seine Taufe und Himmelfahrt, die vier Evangelisten, die zwölf Jünger Jesu und vier Propheten dar.

Die Decke des Kirchenschiffs trägt Stuck des Bamberger Stukkateurs Lorenz Söhnlein. Das flache Muldengewölbe mit Stichkappen ist mit Rocaille-und Gitterwerk stuckiert.

In der Kirche befinden sich ferner Epitaphe der Truchseße:

 

Epitaphe (Grabmale)

Südseite:

•          Familiengrabmahl des Christoph Truchseß und seiner vier Ehefrauen, um 1600 von Hans Werner geschaffen. Manieristische Arbeit mit Auferstehungsrelief; Allegorie der beiden Testamente, Symbole der Vergänglichkeit

•          Margarete von Wiesentau, Äbtissin von Birkenfeld, 1438 verstorben, als betende Nonne dargestellt

•           Konrad Truchseß (um 1435)

Nordseite:

•           BarthoIomäus Truchseß, gotische Arbeit mit Truchseßwappen und Pilgerhut, um 1435

•          Philipp Truchseß der Ältere (1552 verstorben) und seine Ehefrau Amalie (1550 verstorben); Renaissance-Grabmal von Peter Dell aus Bamberg

•          ein auf Holz gemaltes Epitaph von Philipp Truchseß dem Älteren und seiner Frau Amalie, welche vor dem Kreuz Christi knien, in einer Landschaft mit Goldgrund und Burg.

Orgel

Die jetzige Orgel wurde 1986 von der Orgelbaufirma Otto Hoffmann aus Ostheim/Rhön gebaut. Die barocke Prospektfront mainfränkischen Typs (um 1730) wurde 1981 von der Pfarrei Pommersfelden erworben und für den Orgelneubau verwendet. Mechanische Schleifladenorgel mit zwei Manualen, 20 Registern, Glockenspiel, Zimbelstern und 1214 Pfeifen. Die vorherigen Orgeln errichteten 1694 Andreas Schöpf aus Seßlach bei Coburg, 1751 Georg Martin Gessinger aus Rothenburg ob der Tauber und 1883 Joseph Bittner aus Nürnberg (dabei wurde die barocke Orgel von 1751 durch eine wenig wertvolle Kegelladenorgel ersetzt).

Pommersfelden, den 05. Juni 2004, Helmuth Becher, Pfarrer